Enkeltauglichkeit: Wie Varel und Ottersberg die Zukunft diskutierten

Losland ist ein bundesweites Modellprojekt für gute Bürgerbeteiligung in unseren Kommunen. In Niedersachsen sind Ottersberg und Varel mit dabei. Nun legen die Losland-Leute ihren Erfahrungs-Bericht vor.

Das Losland-Team begleitete zehn Modell-Kommunen bundesweit, „eine enkeltaugliche Zukunft zu gestalten“. Gemeinsam entwickelte man vor Ort passende Beteiligungsprozesse, inspiriert von Bürgerräten, dem Losverfahren und anderen Formen der Bürgerbeteiligung. Losland ist ein Projekt www.mehr-demokratie.de/projekte/losland von Mehr Demokratie und dem

Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) in Potsdam. Der nun veröffentlichte Bericht vereint Erfahrungen, Reflexionen und Handlungsempfehlungen.

Enkeltauglich: Das politische System ergänzen!

Hinter dem Ansatz der „Enkeltauglichkeit“ steht die These, dass das bestehende politische System Ergänzungen braucht, um den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu ermöglichen – und die dafür notwendigen politischen Entscheidungen. Wie können wir jetzt Bedingungen schaffen, so dass auch die Kinder und Kindeskinder dieser Welt ihr gutes Leben selbst gestalten können? „Wahlzyklen, Parteienwettbewerb und die Logik der Interessenvertretung erschweren es, in der Entscheidungsfindung das Gemeinwohl weitsichtig im Blick zu halten“, heißt es im Losland-Bericht. „Plakativ gesagt ist es schwer, im Sinne der Enkel zu entscheiden, wenn die unmittelbaren und kurzfristigen Interessen der Großeltern und Eltern die nächste Wahl entscheiden.“

Ottersberg: Alte und Junge debattieren

Im Flecken Ottersberg, wo der langjährige Mehr-Demokratie-Mitstreiter Tim Willy Weber Bürgermeister ist, ging es um generationsübergreifendes Wohlbefinden. „Jung und Alt in Ottersberg: Wie kann es gelingen, dass sich Kinder, junge Erwachsene und ältere Menschen auch in Zukunft in Ottersberg wohlfühlen?“, so lautete die Fragestellung, für die die gelosten Bürgerinnen und Bürger Empfehlungen erarbeiten sollten. Auch Kinder einer 4. Klasse berieten sich in einer Zukunftswerkstatt dazu. Sowohl die Empfehlungen des Zukunftsrats als auch die von den Kindern gestalteten Modelle wurden anschließend im öffentlichen Forum vorgestellt und diskutiert. Die Ergebnisse und Empfehlungen des Bürgerrats sind auf der Webseite des Fleckens dokumentiert. Gleiches gilt für die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt und den Abschlussbericht des Bürgermeisters.

Tim Weber sagt rückblickend: „Die Kinder haben die Ergebnisse des Bürgerrats mit der Idee gemeinsamer Treffpunkte und Aktivitäten für Jung und Alt für mich wesentlich angereichert. Wenn wir künftig wieder eine Frage haben, wenden wir die Methode gerne wieder an.“

Varel: Einfach mal ausprobieren!

Im friesischen Varel beschäftigte sich der Bürgerrat mit der Zukunft der Veranstaltungsräume in der Stadt. Er blickte insbesondere auf das leerstehende
Tivoli-Gebäude im Ort. Um den Beteiligungsprozess öffentlich einzuläuten, veranstaltete die Stadt einen Infoabend. In Varel bestand neben dem Zukunftsforum die Möglichkeit, die Vorschläge online zu kommentieren und zu unterstützen. Die Zusammenfassung wurden in einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Schulen, Kultur und Sport präsentiert, zu der auch die Teilnehmenden des Bürgerrats und Einwohnerinnen und Einwohner eingeladen waren. „Ich habe wirklich ein ganz tolles Team dabei, junge Leute, die Spaß daran haben, solche Sachen einfach mal auszuprobieren und experimentell unterwegs sind. Insbesondere diejenigen, die im Bürgerrat selbst aktiv geworden sind, haben das als sehr wertschätzend wahrgenommen“, sagt Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner in einem Interview, dass im Abschlussbericht dokumentiert ist.

Eine Sache würde Wagner heute anders machen: „Ich würde mir sehr viel Zeit nehmen für die Fragestellung: Wo liegt eigentlich das Problem, das Themenfeld, das man bearbeiten möchte? Denn je passgenauer das ist, umso besser kann man die Frage stellen, die den Bürgerrat im Konkreten dann befasst.“

Nun hat für die Losland-Kommunen die sogenannte Transferphase begonnen: Die Empfehlungen der Bürgerinnen und Bürger wollen schließlich umgesetzt werden. Und vielleicht wird es nicht bei zehn (Modell-)Kommunen bleiben. Doch das ist noch der Schnee von morgen.

 

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