Bilanz: Bisher 16 Volksbegehren im Land Bremen
(Stand: Juni 2025)
Auf den Boom folgt die Ernüchterung
Bisher wurden im Land Bremen 16 Anträge auf Zulassung eines Volksbegehrens (Vorstufe zum Volksentscheid) eingeleitet, sieben davon zwischen 1996 und 1999. Schwerpunktthemen waren bisher die Bildungspolitik (6) und Staatsreformen (4). Bisher gab es jedoch noch keinen Volksentscheid aufgrund eines Volksbegehrens im Land Bremen und seinen zwei Städten.
Die ernüchternde Bilanz der Volksbegehren hat die Bremer Bürger offenbar abgeschreckt. Nach dem "Boom" Ende der 90er Jahre wurde erst im Jahr 2006 wieder ein Volksbegehren eingeleitet. 2012, 2014, 2018, 2020 sowie 2025 folgten weitere Versuche.
Unfaire Spielregeln verhindern gültige Volksentscheide
Es klafft eine deutliche Lücke zwischen dem Wunsch der Bürger nach mehr Mitsprache einerseits und den unfairen Spielregeln für die direkte Demokratie andererseits.
Von elf Volksbegehren, die die erste Stufe gemeistert hatten, wurden bisher nur fünf zugelassen. Zwei scheiterten in der zweiten Phase an der hohe Hürde von ca. 50.000 Unterschriften, die für ein erfolgreiches Volksbegehren bis 2009 erforderlich waren. Ein Volksbegehren scheiterte 2018 an der gesenkten Unterschriftenhürde. Bei einem Volksbegehren wurde die Unterschriftensammlung eingestellt, weil die Bürgerschaft die Forderung weitgehend übernommen hat. Ein Volksbegehren konnte die Hürde überspringen.
Senat stoppt die Mehrzahl aller Volksbegehren
Acht Initiativen wurden vom Senat nicht zugelassen, in einem Fall hielt der Staatsgerichtshof (StGH) das Begehren dann später doch für zulässig. In einem Fall war dessen Entscheidung nicht mehr erforderlich, das Volksbegehren wurde beantragt, weil bei einem inhaltlich ähnlichen Begehren die Zulässigkeit in Frage gestellt war. Bremen hat damit einen traurigen Rekord zu verzeichnen. In keinem Bundesland werden soviele Volksbegehren für unzulässig erklärt wie in der Hansestadt. Der Bremer Senat hat bisher sieben von 15 Volksbegehren gestoppt. Das ist mehr als die Hälfte aller Volksbegehren. Gründe für die Unzulässigkeit waren „rechtliche Mängel des Gesetzentwurfes“ (1), „unzulässige Eingriffe in den Landeshaushalt“ (2), „Verstoß gegen das Grundgesetz“ (1). In zwei Fällen war dem Senat der Vorschlag zu unbestimmt. In zwei Fällen hielt der Senat das Land Bremen nicht für zuständig.
Wenig Erfolge
Nur ein Volksbegehren ("Mehr Demokratie beim Wählen") hat es in den letzten Jahrzehnten geschafft, die aufgebauten Hürden zu überwinden. Ein weiteres Begehren ("Verkleinerung der Bürgerschaft") konnte immerhin einen Teilerfolg erzielen. Das Volksbegehren zur Reform der Direkten Demokratie ("Mehr Demokratie in Bremen") wurde vom Staatsgerichtshof gestoppt.
Auf der folgenden Seite finden Sie eine Übersicht über die bisherigen Volksbegehren im Land Bremen.
Volksbegehrensbericht 2024
In den Jahren 1946 bis Ende 2023 fanden in den deutschen Bundesländern insgesamt 456 direktdemokratische Verfahren auf Landesebene statt. 40 waren obligatorische Referenden, 416 wurden aus der Bevölkerung per Unterschriftensammlung angestoßen. Von diesen 416 Verfahren wurden 26 mit einem Volksentscheid beendet, das heißt: Die Bürgerinnen und Bürger entschieden an der Abstimmungsurne über eine politische Sachfrage. Das entspricht einem Anteil von 6,25 Prozent an diesen 416 Verfahren, einem Sechzehntel.




