SPD-Vorsitzender Olaf Lies: "Die Menschen erfahren Politik am direktesten vor Ort, in den Kommunen in denen sie leben. Wenn man die demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten auf dieser Ebene beschneidet, wird Politik nur noch als Prozess wahrgenommen, auf den man als Bürger an den entscheidenden Stellen keinen Einfluss hat. Das darf nicht passieren, wir brauchen mehr aktive Demokraten in den niedersächsischen Kommunen und nicht noch mehr Menschen, die sich abwenden. Mit der Abschaffung der Stichwahl erweist die Landesregierung diesem Ziel aber aus egoistischen Motiven heraus einen Bärendienst. Bürgermeister und Landräte bekleiden herausragende Positionen und benötigen eine breite Unterstützung von den Bürgern, für die sie arbeiten. Deshalb muss die Stichwahl bleiben."

Bündnis90/Grüne-Landesvorsitzende Anja Piel: "Wer die Stichwahl bei Landrats- oder Oberbürgermeister- wahlen abschaffen will, tut dies, um kleinere Parteien im ersten Wahlgang auszuhebeln. Das ist demokratiefeindlich und passt nicht in eine Parteienlandschaft, in der die klassischen Volksparteien wegbröckeln. Deren Vertreter wollen offenbar die Weichen stellen, um ihre Kandidaten künftig auch bei weniger klaren Wahlergebnissen im ersten Wahlgang ins Amt zu hieven."

DGB-Landesvorsitzender Hartmut Tölle: "Der DGB ist gegen die Abschaffung der Stichwahl. Denn ohne sie gibt es keine Gewähr dafür, dass der oder die Gewählte den Willen der Mehrheit der Wähler verkörpert. Demokratie funktioniert aber umso besser, je mehr die Wählerinnen und Wähler nachvollziehen können, was mit ihrer Stimme passiert und worüber sie bestimmen. Diesem Prinzip müssen auch die Wahlen auf kommunaler Ebene entsprechen."

Piratenpartei-Vorstand Arne Ludwig "Die Abschaffung der Stichwahl ist ein weiterer Schritt zu weniger Demokratie. Statt in Zeiten zunehmender Politikermüdigkeit neue Konzepte und Wahlverfahren einzuführen, die eine differenzierte und zielgenaue Willensäusserung des Wählers ermöglichen und zu mehr Beteiligung an den Wahlen führen könnte, schafft man lieber weiter Einflussmöglichkeiten ab, so dass sich in Zukunft noch weniger Bürger an der Gestaltung unserer politischen Strukturen beteiligen."